Veilchenrundgang

Das Veilchen – ein zuverlässiger Frühlingsbote, das, wenn es im Frühjahr sich zeigt, den Frühling ankündigt, mag auch der April mit Kälteeinbruch, Regen und Schneefall auf den Winter beharren. Das Veilchen überlebt und harrt der wärmeren Jahreszeit, die gewißlich wird kommen. Den Menschen ein Vorbild schon seit altersher unverdrossen auf blühendes Leben zu hoffen.

Dies gewärtig, rief der Veigerlverein der Burg Minning am Inn zu einem Umgang auf, bei dem Bräuche unserer Vorfahren begangen wurden. Den Partner umfassen und mit ihm einen Hang hinunterkollern soll Fruchtbarkeit gewähren und mentale Entwicklung. Das Übersteigen eines Lagerfeuers, welches aus neun verschiedenen heilsamen Hölzern genährt, gewährt Lebensmut ebenso das Einatmen des Rauches. Die Berührung mit Birkenreisern reinigt das Blut.

Symbolisch verschwand der Wintermann in den Inn um der waldmeisterumkränzten Frühlingsfrau Platz zu machen. Der Minnesänger Neidhart von Reuenthal beschreibt um 1230 das zu seiner Zeit übliche Veilchenfest. Der Ritter, der als erster ein Veilchen fand avancierte zum Veilchenritter und genoß die Huld aller Damen des Hofes ein ganzes Jahr lang.

Eines Frühlingstages fand Herr Neidhart als erster diesen „Sommer“boten. Um ihn wieder zu finden, stülpte er seinen Hut darüber, eilte in die Burg und verkündete freudestrahlend:

Urlaub hab der winter

und auch der kalte snee! Uns kumt ein sumer linder:

man siht anger unde klee

gar sumerlich bestellet.

Ir ritter und ir frauen,

ir sult auf des maien plan

den ersten veihel schauen,

der ist wunniglich getan.

Ich han den Summer funden und lade ein zu einer Wiesen-Party samt Picknick!

Es sind wohl die glücklichsten Augenblicke in Neidharts Leben als er die Herzogin von Baiern zum Anger führte und bat den Hut zu lupfen und das Veilchen zu pflücken. Dieser Moment wurde vom Dudelsackspieler, seinem Geiger und der Freifrau Johanna szenisch dargestellt mit Musik und Rezitation des Originaltextes und gewährte einen Einblick in das Denken und Fühlen unserer Vorfahren, welches uns so fern und doch so nah!

Anschließend tanzten alle Teilnehmer einen von Neidhart überlieferten Hupfauf, welcher weitaus älter ist als die Melodien John Playfords. Der besinnliche Ausklang des Veichelrundgangs fand am Ufer des Innes und anschließend im Wirtshaus statt!

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